Fabian Hipp
1. Vorsitzender
1. Vorsitzender
Stellvertretender Vorsitzender
Geschäftsführerin Geschäftsstelle
Jugendleiter
Öffentlichkeitsvertreter
Abteilungsleiterin Turnen
Abteilungsleiter Handball
Abteilungsleiter Leichtathletik
Festwirt
1905 gründeten sportbegeisterte Männer den TV 05 Fridingen und legten so den Grundstein für ein Stück Sportgeschichte im Donautal. Im Gründungsjahr gehörten dem Verein 62 Mitglieder und 17 Zöglinge an. 1956 zählt der Turnverein 156 Mitglieder.
Kaum eine Geschichte beginnt völlig aus dem Nichts heraus. Jeder greifbare Beginn einer Geschichte geht auf andere Geschichtsläufe und Entwicklungen zurück. So ist es auch bei der Geschichte des TV 05 Fridingen. Ein Rückgriff in das Jahr 1845 erscheint an dieser Stelle vielleicht doch etwas zu weit ausgeholt und hat mit der Gründung des TV 05 Fridingen sicherlich noch nicht direkt etwas zu tun. Aber es ist dennoch interessant zu wissen, dass sich damals in dieser Richtung schon etwas, wahrscheinlich sogar doch Grundlegendes, getan hat. Das Protokollbuch des Fridinger Kirchenkonvents vom 13. Juni 1845 berichtet: "In Folge des hierher bezüglichen Erlasses der königlichen Oberschulbehörde wird heute das Turnwesen in Anregung gebracht und die Einführung des Turnens für die männliche Jugend beschlossen. Die vorgerufenen Lehrer, Schullehrer Heny und Lehrgehilfe Mattes, erklären sich bereit, jede Woche in einigen noch zu bestimmenden Stunden vorläufig Unterricht in den sogenannten Freiübungen zu erteilen, während andererseits die weltlichen Mitglieder des Kirchenkonvents von Seiten der Gemeinde sowohl den nötigen Platz als auch die Bestreitung der Kosten für die später erforderlichen Turngerätschaften zusichern." Und unter dem 30. September 1845 heißt es dazu weiter im Protokollbuch: "Schullehrer Heny erklärt, über den Fortgang der Turnanstalt befragt, es seien an etlichen Sonntagen nachmittags Freiübungen vorgenommen worden und werden dieselben, so lange die Witterung es noch erlaube, und die Knaben Lust an der Sache bezeugen, auch fortgesetzt werden." Dieser frühe Turnunterricht an der Schule wird im Jahr 1883 noch einmal erwähnt. Danach berichten uns die betreffenden Akten nichts mehr von diesen "Freiübungen". Sie wurden aber fortgesetzt und dürften ihre positive Wirkung nicht verfehlt haben. Dass sie ohne Unterbrechung fortgesetzt wurden, beweist auch, dass der Turnverein am 10. November 1905 beschlossen hat: "...zu den allgemeinen Übungen werden vorläufig Turnstäbe gebraucht und soll der Ortsvorsteher darum ersucht werden, die Schulturnstäbe hierzu den Turnern zu überlassen."
Der Turnunterricht hatte sich hier zwar relativ früh etabliert, dennoch dauerte es noch einige Zeit, bis sich die Idee von Turnvater Friedrich Ludwig Jahn (1778-1852) zur Freude der Turnbegeisterten auch in Fridingen endgültig in der Form eines Vereins durchsetzen konnte.
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Über die Vorbereitung der Gründungsversammlung des TV 05 Fridingen ist so gut wie nichts mehr bekannt. Sicher ist nur, dass Johannes Georg Hermann, Zimmermann (1877-1956), und Johannes Heni, Instrumentenmacher (1875-1950), die treibenden Kräfte waren. Sie hatten sich schon längere Zeit zuvor um das Zustandekommen des Vereins bemüht und auch die Gründungsversammlung vorbereitet. Der erste Eintrag im Protokollbuch lautet:
Schon längst wurde der Wunsch laut, namentlich bei der jüngeren Generation, einen Turnverein zu gründen. Schon in Anbetracht der vielen jungen Leute hier sowie der großen Vorteile des Einzelnen bezüglich der Ausbildung des Körpers und der Förderung der Gesundheit, als auch insbesondere der Bevorzugung des Turners beim Militärdienst. Mit diesem Gedanken haben sich nun heute den 17. September 1905, 3 Uhr, die jungen Männer im Gasthaus zum Löwen hier versammelt zwecks Gründung eines Turnvereins. Auf besondere Einladung waren erschienen die Herren Gauvorstand Stegmeier aus Tuttlingen und Gauturnwart Jäckle aus Schwenningen am Neckar. Die Versammlung wurde vom nachgenannten Turnwart einberufen und eröffnet und die Anwesenden willkommen geheißen. Sodann übergab derselbe an Herrn Stegmeier das Wort, worauf dieser in beredten Worten das Ziel und den Zweck sowie die Vorteile des Turnens gebührend auseinandersetzte und seiner Freude Ausdruck gab, ein so reges Interesse hier zu finden, was am besten die Zahl der nunmehr gleich am Anfang der Versammlung zirkulierenden Liste, zum Einzeichnen der Mitgliedsnamen beweist, er gab sodann der Hoffnung Ausdruck, dass sich dann der junge Verein wohl auch dem Gauverbande sich werde anschließen wollen, wie die anderen Turnvereine der Umgebung, was von der Versammlung bejaht wurde. Alsdann vollzog der Gauvorstand die Taufe durch Bekanntgabe des Namens: TURN-VEREIN FRIDINGEN, der von der Versammlung mit lautem Beifall aufgenommen wurde. Nun wendete sich der Gauvorstand an den inzwischen erschienenen Stadtschultheißen Ambros Heni und legte demselben nahe, dass das Kind nun zwar getauft, dass dasselbe aber nun erst gekleidet werden müsse. Mit anderen Worten: dass der junge Verein nun Geräte verschiedener Art nötig habe zur Ausbildung der Turner, dass aber hierzu noch gar keine Mittel vorhanden seien und er möchte deshalb in dieser Beziehung hauptsächlich dem Herrn Ortsvorsteher den jungen Verein empfehlen mit der höflichen Bitte, die gerechte Turnsache hauptsächlich von Seiten der Gemeinde zu würdigen und zu unterstützen, was derselbe gerne versprach, da er die Hoffnung habe, dass der Verein zur Bildung und Gesittung der Jugend beitrage.
Nach diesem Protokollbericht zu urteilen, herrschte in der Gründungsversammlung eine riesengroße Aufbruchstimmung und man ging mit großem Eifer und mitreißender Begeisterung zur Sache. Sehr schön nachzulesen ist auch, dass in der Gründungsversammlung nicht nur diskutiert und geplant, sondern auch schon geturnt wurde:
Nun galt die Ehre unserem Gauturnwart Jäckle, der nun in feuriger Begeisterung zu der Versammlung sprach und das Werk des Turnvaters Jahn feierte und zu freudigem, entschlossenem Schaffen und Streben aufforderte. Er entbot sich, sogleich nach einer Pause von 10 Minuten mit den jungen Turnern nach dem Turnplatz zu marschieren und mit denselben einige Freiübungen durchzuturnen. Die fremden Turner voran, zog die begeisterte Schar singend dem Turnplatz zu durch die Straßen nach dem Garten des Sonnenwirts Stützle, wo nebenbei sich auch das Turnlokal befindet, was beides von Stützle gegen eine Entschädigung dem Verein überlassen wurde. Das Turnen daselbst nahm einen anregenden Verlauf und zeugte sichtlich von dem Interesse der jungen Turner.
Dieses erste Schauturnen im Sonnengarten zog sehr viele Zuschauer an. Schon vor der Gründungsversammlung hatte Zimmermeister Johann Georg Hermann dort ein Reck aufgestellt, an dem nun die auswärtigen Turner ihr Können zeigten und für Begeisterung sorgten. Jetzt konnte das kleine Pflänzlein Turnverein also wachsen und gedeihen. Schon bald nach der Gründungsversammlung zählte der Verein 62 Mitglieder und 17 Zöglinge. Einer kontinuierlichen Entwicklung der sportlichen Tätigkeit standen allerdings noch einige größere Hindernisse im Weg: Geld, Raum, Geräte, Ausbilder etc. Bereits vor der Gründung hatte Hauptinitiator Johann Georg Hermann sich mit Sonnenwirt Engelbert Stützle darauf geeinigt, dass der Turnverein den Sonnengarten zur vorläufigen Aufstellung eines Recks und für die Freiübungen sowie über den Winter den hinteren oberen Saaal nutzen kann. Damit war das Raumproblem zumindest provisorisch gelöst. Schon in der Gründungsversammlung stellten sich die Gebrüder Korb, Turnwarte im Mühlheimer Turnverein, zur Verfügung, "dem jungen Verein beizustehen und die jungen Turner zu instruieren und Anleitung zu geben." Somit war auch das Problem Ausbilder zur großen Zufriedenheit gelöst. Das drängenste Problem war aber das (fehlende) Geld. Hier half dem jungen Verein ein schöner Zufall: Bei der dritten Turnratsitzung am 21. November 1905 im Gasthaus "Sonne" diskutierte der Turnrat mit großer Sorge die notwendige Anschaffung eines Barrens. Es lag ein Angebot der Firma Pfeiffer in Frankenthal in Höhe von 120 Mark vor, die Vereinskasse war aber noch leer und so rückte man wegen des zunächst schier unlösbaren Finanzierungsproblems schweren Herzens immer weiter vom Kauf des Barrens ab. Zufällig war im Lokal der Privatier Martin Hauser, früher Pächter des Rheinfelder Hofes, anwesend. Er hörte die Sorgen des jungen Vereins und bot dem Turnrat spontan einen Kredit von 120 Mark auf ein Jahr zinslos an. Der Turnrat nahm dieses Angebot mit großer Freude an und bestellte den Barren sofort. In der Turnratssitzung am 11. November 1905 beschloss der Turnrat, die Satzung nach dem Vorbild der Statuten des Nendinger TV und solche Mitgliedskarten bei Gaggstatter in Tuttlingen drucken zu lassen. So konnten mit viel Begeisterung und Eifer der Gründer die Anfangsprobleme nach und nach gelöst werden. Mit der Verbesserung der Rahmenbedingungen konnte man sich nun um so intensiver der Haupttätigkeit des Vereins, dem Turnen, widmen. Erste sportliche Erfolge bei der Weihnachtsfeier 1905 in der "Sonne" und beim Gauturnfest 1906 in Trossingen, wo mit einer Musterriege am Barren gleich auf Anhieb ein zweiter Platz geschafft wurde, brachten den jungen Turnern zusätzliche Motivation. Damit konnte sich der Turnverein nach innen und außen so gesund entwickeln, dass er die kommenden Wirren und Stürme der Zeit, angefangen vom 1. Weltkrieg, Inflation, Weimarer Republik, bis hin zum Nationalsozialismus und dem 2. Weltkrieg, relativ gut überstand.
So negativ urteilte der damalige Fridinger Ortsgeistliche über die außersportlichen Aktivitäten des jungen TV 05 Fridingen. Stadtpfarrer Bernhard Rueß schreibt am 21. Februar 1906 in der Pfarrchronik: "Nach dem Gränzboten vom 21. Februar hat am heutigen Sonntag der Turnverein einen Ball abgehalten. Dies ist seit meinem Hiersein das erste Mal, dass an einem Sonntag Tanzmusik war. Es ist dies kein gutes Zeichen." Schon von Anfang an hat der TV 05 Fridingen also darauf geachtet, seinen Mitgliedern nicht nur die Möglichkeit zur Ausübung des gemeinsamen Sportinteresses zu bieten, sondern darüber hinauszugehen. Dazu veranstaltete er Waldfeste, Weihnachtsfeiern, Theaterabende, Hammelläufe, Lotterien und Fasnachtsbälle.
Das "Drum-Herum" aus Geselligkeit und Kameradschaft war den Verantwortlichen schon in der Frühzeit des Vereins genauso wichtig. Jugendarbeit mit Tanz ist also beileibe keine Erfindung der Neuzeit! Schon im ersten Vereinsjahr wurde am 1. Januar 1906 in der "Sonne" eine glänzende Weihnachtsfeier abgehalten. Die Turner zeigten 22 Aufführungen, unter anderem auch am Barren. Für viel Spannung und das erste Geld in die Vereinskasse sorgte ein "Glückshafen", eine umfangreiche Lotterie mit Losen zu 20 Pfennig. In den späteren Jahren kamen auch Theaterstücke und "komische Vorträge" zur Aufführung. Auch an der Fridinger Fasnet beteiligte sich der Verein von Anfang an.
Am 18. Februar 1906, dem Sonntag vor Fasnacht, veranstaltete der TV einen Unterhaltungsabend. Er bestand aus drei Teilen: "Turnerische Aufführungen mit lebenden Bildern und Pyramiden, komischen Vorträgen und Duetten und anschließend Tanzunterhaltung. Nicht-Mitglieder haben keinen Zutritt, Masken haben sich beim Eintritt zu erkennen zu geben." Der Schriftführer notiert: "Erst in später Abendstunde lichteten sich die Reihen der Besucher, so nahm die erste Fasnachtsfeier einen schönen Verlauf." Daraus entwickelten sich allmählich die "Kappenabende". Vor der Gründung der Narrenzunft 1928 sind Turnverein und "Schreiber-Musik" als wichtige Träger der organischen Fasnet in Fridingen anzusehen.
Im Jahr 1914, zum 100. Jubiläum des Turnvaters Jahn in Berlin, präsentierte der Turnverein einen Fasnachtsumzug mit gut organisierten Gruppen und Vorführungen zum Thema "Turnen", der viel Beifall fand. Damit legte der Turnverein auch einen Grundstein zu den späteren "Fasnetmontags-Umzügen" in Fridingen. In der Anfangszeit veranstaltete der Verein etliche Waldfeste. Festplatz war auf der Schanz, am Schanztunnel, auf Bergsteig und ab 1912 im "Rößlegarten". Man zog jeweils im Festzug mit Musikbegleitung vom Ort hinaus zum Festplatz.
Beim ersten Waldfest am 26. August 1906 auf der Schanz gab es Bier, Limonade, Wurst und Brot, das Bier lieferte Sonnenwirt Stützle. Zur Unterhaltung spielten die Musikkapelle Rudolf und die Mühlheimer Turnermusik. Beim Waldfest 1908 gab es auch einen Schießstand, als Preis winkten gute Zigarren. Der Verein leistete so seinen Beitrag zum wahrscheinlich recht spärlichen gesellschaftlichen Leben in der kleinen Stadt, was von den Fridingerinnen und Fridingern damals sicherlich als willkommene Abwechslung sehr gerne angenommen wurde. Diese außersportlichen Aktivitäten hatten natürlich, wie heute auch, neben dem Beitrag zum gesellschaftlichen Leben den wichtigen Auftrag, das sportliche Leben mitzufinanzieren.
Die Zeit von 1914-1918 ist ein weißer Fleck in der Vereinsgeschichte. Die Protokollbücher blieben leer, die Vereinstätigkeit musste ruhen. Es waren verlorene Jahre. Noch Anfang 1914 freute man sich über die sehr erfolgreiche Beteiligung an der Fasnet und noch in der Vereinsversammlung am 25. Juli 1914 hatte man große Pläne, auch konnten einige Neumitglieder gewonnen werden.
Der Protokolleintrag vom 10. Oktober 1914 liest sich dann aber ganz anders: "Da ja unser Vorstand und Vize-Vorstand und eine Reihe Ausschussmitglieder im Felde sind und um die Ehre des Vaterlandes kämpfen, übernimmt unser Kassier den Vorsitz über unsere Vereinsgeschäfte." Wichtigster Tagesordnungspunkt dieser Sitzung war: "Unsere Mitglieder im Felde sollen mit Geschenken überrascht werden. Es soll eine Ausgabe von 2 Mark für den Mann ausgegeben werden. Das für das Vaterland verstorbene Mitglied Franz Heni soll mit einem Kranz beehrt werden." An 36 Mitglieder wurden Geschenke abgeschickt. Es folgten im Jahr 1914 noch zwei Sitzungen und drei im Jahr 1915. Ab dem 9. Mai 1915 ruhte die Vereinstätigkeit ganz.
Rund 250 Fridinger mussten als Soldat am Ersten Weltkrieg teilnehmen. 42 Fridinger verloren ihr Leben, davon waren 24, also mehr als die Hälfte, Mitglied im Turnverein. Warum so viele? Die Frage drängt sich auf: Was hat Sport mit Krieg zu tun? Heute auf den ersten Blick gar nichts, ganz im Gegenteil. Aber blicken wir noch einmal etwa 200 Jahre zurück, in das Zeitalter der Industrialisierung um 1800. Man kennt die Bilder ausgemergelter, fehlentwickelter Kinder in zerlumpter Kleidung, die an Webstühlen und Maschinen oder in dunklen Bergwerken unter übelsten Bedingungen arbeiten müssen. Jahrzehntelang wurden die Kinder rücksichtslos ausgebeutet. Bis der preußische General von Horn im Jahr 1838 entsetzt feststellen musste, dass er unter der männlichen Jugend kaum mehr brauchbare Soldaten rekrutieren konnte. Erst dadurch setzte ein Umdenken ein, das dann auch den Turnunterricht in die Schulen brauchte. Aber auch im Turnverein herrschte militärisch-patriotisches Denken vor, daher erklärt sich der Satz aus dem Gründungsprotokoll des TV 05 Fridingen: "...sowie der großen Vorteile des Einzelnen bezüglich der Ausbildung des Körpers und der Förderung der Gesundheit, als auch insbesondere der Bevorzugung des Turners beim Militärdienst." Man denke auch an die kämpferischen Texte der alten Turnerlieder. Sie lassen heute noch erahnen, dass die Turnerschaft im Kaiserreich auch politische Ziele verfolgte. Nicht zuletzt deshalb erklärt es sich auch, warum der damals 57-jährige Posthalter Karl Epple unter lauter wesentlich Jüngeren in der Gründungsversammlung 1905 zum Vorsitzenden des jungen Vereins gewählt wurde. Er war zum einen ein sehr angesehener Mann im Ort, was dem jungen Verein nur Vorteile brachte. Zum anderen war Karl Epple als Vorsitzender des sehr patriotisch und kaisertreu ausgerichteten Krieger- und Veteranenvereins auch entsprechend stark daran interessiert, dass die männliche Jugend sowohl physisch als auch psychisch militärtauglich war. Diese fast "paramilitärische Seite" der Turnerschaft zeigt unter anderem Folgendes: Turnvereine boten zum Beispiel Keulengymnastik an, die Keulen hatten genau die Form, das Gewicht und das Flugverhalten der im Deutschen Heer verwendeten Handgranaten. Ein guter Turner war daher fast schon ein halb ausgebildeter Soldat. Nach den bitteren und traurigen Erfahrungen des Ersten Weltkrieges hat die Turnerschaft nach und nach alles Militärische abgelegt.
Am 11. November 1918 endete der erste Weltkrieg mit der Unterzeichnung des Waffenstillstandes in Compiegne. Bereits zum 29. Dezember 1918 lud Vorstand Franz Xaver Mattes zur ersten Vereinsversammlung. Es wurde beschlossen: "Der Turnverein soll wieder weitergeführt werden mit den gleich hohen Monatsbeiträgen. Es haben sich wieder 20 neue Mitglieder dem Verein angemeldet. Es wird eine Begrüßungsfeier veranstaltet, wozu sich die Mitglieder, die Interesse an der Sache haben, am Freitag im Schlosssaal abends melden können." Sehr gut besucht war die erste Generalversammlung nach dem Krieg am 2. Februar 1919. "Kassier Rudolf gab die Namen der neu eingetretenen Mitglieder, deren es 42 sind, bekannt." Im Mai 1919 zählte der Turnverein bereits wieder 160 Mitglieder, dem Gau wurden aber nur 41 versicherungspflichtige Mitglieder gemeldet!
Oder: Über zwei Jahrzehnte Ringen um eine Turnhalle.
Die ehemalige Turnhalle wurde vor über 90 Jahren erbaut. Heute dient das Gebäude als Feuerwehrmagazin. Diese Halle hat aber eine interessante und langwierige Vorgeschichte, die auch einen aufschlussreichen Einblick in die Geschichte des Sports und des Turnvereins in Fridingen bietet.
Anfänglich konnte der Turnverein die Sonne als Turnlokal nutzen. Sonnenwirt Engelbert Stützle (1860-1929) hatte sich schon vor der Gründung für eine Jahresmiete von 5 Mark bereit erklärt, den hinteren Saal im oberen Stock als Turnlokal zur Verfügung zu stellen. Ebenso überließ er den Turnern einen Gartenplatz zur Aufstellung eines Recks. Für Beleuchtung und Heizung musste der Verein selbst aufkommen, gegenseitig wurde eine vierteljährliche Kündigungsfrist vereinbart. Im Februar 1906 übergab die Gemeinde dem Turnverein erstmals 50 Mark zur Beschaffung von Gerätschaften. Am 2. Oktober 1910 erhielt der Verein auf seinen Antrag vom Jahr 1909 hin das alte Spritzenmagazin der Feuerwehr im Schloss als Übungsraum zugewiesen. Der Raum erwies sich aber bald als äußerst unzureichend zum Turnen. Deshalb wurden den Turnern nach einem neuerlichen Antrag am 1. April 1911 500 Mark zur Verfügung gestellt, um damit die eine Hälfte des Waschhauses an der Donau (heute Wohnhaus Andreas Schwanz) als Turnlokal herzurichten.
Nach dem ersten Weltkrieg formierten sich die Turner neu und wieder begann ein schier endloses Gerangel um ein geeignetes Übungslokal. Eine Eingabe des Turnverein-Vorstandes mit der Bitte um einen geeigneten Raum, oder alternativ um Bauholz und einen Platz zur Erstellung eines Turnlokals in eigener Ausführung, wurde am 16. März 1919 vom Stadtrat abgelehnt, weitere Beschlussfassungen dazu wurden "bis nach Friedensschluss zurückgestellt". Das obige Foto entstand 1910 auf dem Turnplatz beim früheren Waschhaus an der Donau. Unten von links: Franz Paul Schnell, Josef Hipp ("Stadtknecht"), Josef Hamma, Franz Schreiber, Franz Epple ("Meßmer-Franz"), Melchior Hipp ("Stadtknecht"), Franz Hamma ("Floris"). Zur Begründung hieß es seitens der Gemeinde, dass der Turnverein ja im Kronensaal üben könne. Der weitere Vereinsantrag um Zuweisung eines geeigneten Turn- und Spielplatzes wurde am 9. Mai 1920 abgelehnt, ebenso wurde am 29. Mai 1920 ein neuerlicher Antrag der Turner um Erstellung einer neuen Turnhalle mit 5:4 Stimmen knapp abgelehnt. Am 2. Oktober 1921 beschloss der Gemeinderat den Bau einer Dreschhalle, in der auch geturnt werden kann, dieser Beschluss wurde allerdings nicht umgesetzt. Das Gesuch des Turnvereins, elektrisches Licht im Übungsraum im Waschhaus einzubauen, wurde aber wiederum abgelehnt mit der Begründung, dass die Erstellung einer Turnhalle bereits beschlossen sei.
Am 4. März 1922 wurde die Erstellung einer Turnhalle mit 11:1 Stimmen eindeutig abgelehnt. Am 15. März 1922 beauftragte der Gemeinderat den Turnverein, einen Kostenvoranschlag wegen des Einbaus eines Turnlokals im Waschraum vorzulegen. Am 8. Juli 1922 stellte der Rat den Bau einer Halle erneut zurück. Im Jahr 1923 wurde eine Kommission des Gemeinderats mit dem Kauf einer Baubaracke der Firma Baresel von der Baustelle des Fridinger Kraftwerkes beauftragt. Diese Baracke wurde aber nicht gekauft, dieselbe kam nach Neuhausen, wo sie noch lange Jahre von den sporttreibenden Vereinen als "Halle" genutzt wurde. Aber der Turnverein ließ nicht locker. Ein erneutes Gesuch um 20 Festmeter Holz zur Erstellung einer Turnhalle wurde am 9. Juni 1923 abgelehnt. Am 19. Mai 1925 stellte der Turnverein eine Kommission auf, die dem Gemeinderat geeignete Vorschläge für die Erstellung eines Turnlokals und die Anlegung eines Spielplatzes machen sollte.
Ab dem Winter 1925/26 durfte der Turnverein wieder im Kronensaal üben. Im Mietvertrag zwischen Kronenwirt Rafael Heni, der Stadt Fridingen und dem Turnverein Fridingen wurde vereinbart, dass die Stadt für die Zeit vom 1. Oktober bis 31. März jedes Jahres für den Turnverein die östliche Hälfte des Kronensaales anmietet. Die Miete für maximal drei Probenabende pro Woche in Höhe von 3 Reichsmark pro Abend ist von der Stadt zu zahlen. Für die Heizung muss der Turnverein selbst sorgen. Der Saal muss nach jeder Turnstunde durch den Turnverein ausgekehrt werden, die sonstigen Reinigungen muss der Kronenwirt vornehmen. Der damals neugegründete Athleten- oder Kraftsportverein bat den Gemeinderat um Überlassung des früheren Turnlokals im Waschhaus, der Antrag wurde am 24. September 1926 vorläufig zurückgestellt und am 4. Oktober 1926 genehmigt. Am 26. Oktober 1927 beschloss der Gemeinderat, im Waschhaus elektrisches Licht einzurichten. Die Stadt bat am 9. April 1929 die Ortsbauplanberatungsstelle in Stuttgart, dass sie beim damals in Auftrag gegebenen Ortsbauplan "Kapellenösch" gleichzeitig einen Vorschlag über die Lage eines Turn- und Sportplatzes in den ehemaligen "Farrenwiesen" und einer Turnhalle ausarbeiten solle. Diese Planung wurde von der Stadt übernommen und beschlossen.
Der Sportplatz hatte aber auch eine längere Vorgeschichte. Erster Turnplatz war der "Sonnengarten", dann folgte ein Platz ob der Stadt. 1920 erhielten die Turner auf Antrag ein 100x50 Meter großes Feld auf dem Wachtfelsen als Spielplatz zugewiesen. Dieser wurde aber 1924 gekündigt und der Turnverein beantragte dann einen Platz bei der Donaubrücke. Auffallend ist in diesem Punkt beim Studium alter Akten, dass die Kinder genau diesen Platz schon viel früher zum Spielen nutzen konnten. Im Fridinger Pfarrarchiv ist folgende Beschwerde vom Mai 1834 verwahrt: "Auch werden die Eltern, welche schulpflichtige Kinder haben, aufgefordert, ihren Kindern zu sagen, dass sie nicht mehr in Wäldern, Wiesen und Saatfeldern spazieren gehen. Ihr Spaziergang oder Unterhaltungsplatz ist also auf dem sogenannten Griesplatz." Was eindeutig belegt, dass die Stadt den Fridinger Kinder den heutigen Sportplatz schon fast 100 Jahre zuvor zum Spielen - heute würde man sagen als "Bolzplatz" - zur Verfügung stellte. Die Schule und die Vereine konnten den neu angelegten Sportplatz am 21. Juli 1929 in Besitz nehmen.
Der "Gränzbote" meldete: "Fridingen, 22. Juli 1929. Wie schon in einer frühen Notiz angeführt, hat die Stadtgemeinde den hiesigen Sportvereinen einen schönen Sportplatz zur Verfügung gestellt. Am letzten Sonntag fand die feierliche Übergabe des Platzes an die betreffenden Beteiligten statt. Nach einem unter Vorantritt der Musikkapelle Schreiber veranstalteten kleinen Festumzug, übergab Herr Stadtschultheiß Eberle den Platz an die Schule und die sporttreibenden Vereine: Turnverein, Athletenverein und D.J.K. Damit soll den strebsamen Vereinen Gelegenheit geboten werden, auch ferner in edlem Wettstreit dem Namen Fridingen überall Ehre zu machen und den Körper zu stählen und zu kräftigen. Im Namen der Schule dankte Oberlehrer Weiß für das Entgegenkommen der Stadtgemeinde. Schon die Jugend muss für den rechten Sport ertüchtigt und vorbereitet werden, damit in den Vereinen weiter gebaut werden kann. Hochw. Herr Stadtpfarrer Maier dankte seinerseits für die Überlassung des Platzes an die D.J.K. Im Namen der Sportvereine und besonders des Turnvereins, der in den letzten Tagen in Trossingen sich rühmlich hervorgetan hatte, dankte Vorstand Josef Schnell für die Gabe der Stadt. Erstarkung und Kräftigung unserer Jugend ist nun leichter möglich auf dem eigenen Grundstück, als mit den bisherigen unzureichenden Notbehelfen. Auf dem Sportplatz begann bald ein reges Leben, der hiesige Turnverein maß sich im Handball mit Spaichingen und mit Wurmlingen. Allgemeine Anerkennung fanden die Übungen der Vereine, die unter Leitung des Turnwarts Alfons Bucher vorgeführt wurden, es waren die Pflichtübungen, die am kommenden Landesturnfest in Heilbronn zur Aufführung gebracht werden. Wer diese Exaktheit und den eleganten Fluss sah, musste erneut sich mit den neuen Turnbestrebungen befreunden. Auch das Ringen der Athleten zeigte das restlose Bestreben, den Körper geschmeidig und gelenkig zu machen. Gausportwart Ehmer, Wurmlingen, hatte deshalb ein Leichtes, in einem Mahnwort die Anwesenden zu begeistern und ohne Parteihader und religiösen Zwist der guten Sportsache auch ferner zu dienen. Er überbrachte die Grüße der Gauleitung und beglückwünschte die hiesigen Brudervereine zu dem ideal-schönen Sportplatz. Bei Musik und Spiel und auch guter Bewirtung verlief der Tag in reinster Harmonie, bis gegen Abend ein einbrechendes Gewitter die zahlreichen Gäste nach Hause zwang. Nochmals Dank der Stadtgemeinde für die bereitwillige Übergabe des schönen Platzes, der, wenn einmal die Linden darum herum blühen, eine Zierde unseres aufstrebenden, nach Verschönerung ringenden Städtchens werden soll."
Zu den angespochenen Linden noch Folgendes: Bürgermeister Eberle regte an, Spenden für die Bepflanzung des Sportplatzes mit Linden zu sammeln. Im April 1931 waren die Kosten für 20 Bäume gedeckt, Mitglieder des Turnvereins und des Kraftsportvereins gruben kostenlos die Löcher für die 20 Bäume. Sie wurden dann unter der fachlichen Aufsicht von Pomologe Paul Bucher gesetzt".
Ende 1929 diskutierte der Gemeinderat über die Erstellung eines Notturnlokals und besichtigte eine Holzhalle in Dusslingen. Die Erstellung dieses Notlokals wurde nicht durchgeführt, da der Bau auf mindestens 5.000 Reichsmark gekommen wäre, ohne dass dadurch etwas Brauchbares entstanden wäre. Weitere Beratungen über einen Neubau wurden am 22. Oktober 1929 auf das Frühjahr 1930 zurückgestellt. Erst am 5. Februar 1930, obwohl die wirtschaftliche Lage auch für die Stadt Fridingen immer schlechter wurde, beschloss der Gemeinderat einstimmig den Bau einer Turnhalle. Mit einem Bauaufwand von zirka 20.000 Reichsmark sollte das Vorhaben auf dem von der Ortsbauberatungsstelle vorgeschlagenen Platz realisiert werden. Die Fertigung der Pläne und die Bauleitung übertrug der Stadtrat der Oberamtsbaumeisterstelle in Tuttlingen, Baumeister Denkinger fertigte den Entwurf.
Die sporttreibenden Vereine mussten die Kosten für die Anschaffung von Gerätschaften in Höhe von 2.000 Reichsmark zur Verfügung stellen. Am 10. März 1930 wurde zwischen der Stadtverwaltung Fridingen einerseits und dem Turnverein und dem Kraftsportverein andererseits ein Vertrag über die Aufbringung der 2.000 Reichsmark zur Beschaffung der Gerätschaften abgeschlossen. Danach hatte der Turnverein 1.400 Reichsmark und der Kraftsportverein 600 Reichsmark übernommen. Der Vertrag besagte: "Die Gerätschaften sind nicht Eigentum der Vereine, sondern der Stadt" (Hier ist nachzutragen, dass Josef Rudolf diese Gerätschaften 1976 samt denen des Kraftsportvereins der Stadt verkauft hat!). "Die Vereine verpflichten sich außerdem zur kostenlosen tätigen Mitarbeit beim Bau der Turnhalle und bei der Verlegung des Sportplatzes." Am 10. Mai 1930 genehmigte der Gemeinderat die Pläne zum Neubau und setzte den Kostenvoranschlag endgültig auf 20.419 Reichsmark fest. Da die Fundamentierung zum Teil ins alte Donaubett kam, konnte die Bauleitung keine Garantie für die Kosten des Fundamentes übernehmen. Mit Beschluss vom 30. Juni 1930 vergab der Gemeinderat die Maurer-, Zimmerer-, Dachdecker- und Gipserarbeiten. Am 3. Juli 1930 erfolgte der erste Spatenstich zum Turnhallenbau.
Im Laufe des Sommers und des Herbstes wurden alle anderen Arbeiten vergeben. Die Malerarbeiten konnten, wegen der Nässe des Mauerwerks, nicht mehr vor der Übergabe ausgeführt werden. Schon am 22. November 1930 war die Halle soweit fertig und wurde der Schule und den sporttreibenden Vereinen feierlich übergeben. Die Kosten beliefen sich auf 22.843 Reichsmark. Damit war nach langwierigen und oft harten Verhandlungen mit der Stadt eine lange Raumodyssee der sporttreibenden Vereine zu Ende und die Vereine konnten sich nun in geordneten Bahnen entwickeln. Über die Einweihung der neuen Halle berichtete der Gränzbote am 24. November 1930: "Für die hiesige Schule und für die beiden Sportvereine war der letzte Samstag ein denkwürdiger Tag, da er ihnen eine Turnhalle brachte, die der Bestimmung übergeben wurde. Abends um 7 Uhr begann die einfache Feier mit einer Rede des Herrn Stadtschultheißen Eberle, der in gedrängter Kürze einen Überblick über die Geschichte des Baues gab. Daraus war zu ersehen, dass der Turnverein nun seit 25 Jahren das Streben hatte, in den Besitz eines Turnlokals zu gelangen. Aber immer ohne greifbaren Erfolg. Erst jetzt konnte sich die Gemeinde zum Bau entschließen und so konnte der Baumeister der Oberamtsbaumeisterstelle Herr Denkinger das fertige Werk übergeben. Er tat dies mit einer Erläuterung der Bauart und der kurzen Beschreibung der äußeren Einrichtung. Hochw. Herr Stadtpfarrer Maier sprach nach ernsten Worten an die Vereine ein Weihegebet und erteilte dem Bau die kirchliche Weihe. Im Auftrag der Schule dankte Schulvorstand Neßler für die Opferwilligkeit des Gemeinderats bei der Bewilligung der Mittel für das schöne vollendete Werk. Gemeinderat Schnell als Vorstand des Turnvereins und Gipser Bonifaz Hipp als Vorstand des Kraftsportvereins fanden ebenfalls Dankesworte für die Opferwilligkeit der Gemeinde und forderten ihre Mitglieder auf zu eifriger Arbeit in der Halle, damit die Fridinger in Zukunft bei den Wettkämpfen der Stadt auch zu Ehren verhelfen. So schloss die schlichte Feier und die Versammelten trafen sich noch zu einem kleinen Beisammensein in der Sonne, wo bei Turn- und Sportliedern nur zu rasch die Stunden dahinflogen. Am Sonntag war die Halle zur allgemeinen Besichtigung geöffnet und es wurde ausgiebig Gebrauch gemacht. Die Halle steht bei der neuen Donaubrücke und ist umgeben von einem großen Sportplatz. Die Länge beträgt 20 Meter, die Breite 10 Meter. Die Höhe ist 5 Meter. Die Einrichtungen sind einfach, aber solide von einer Firma in Winnenden geliefert. Außer dem eigentlichen Turnraum ist noch ein Umkleideraum mit Waschbecken und Brause vorhanden, ebenso sind Bedürfnisanstalten in genügender Zahl eingebaut. Eine kleinere Galerie schafft einen beschränkten Raum für etwaige Zuschauer. Die Halle ist als reiner Turnraum, nicht als Wirtschafts- oder Festhalle gedacht, doch können auch größere Versammlungen darin stattfinden. Mögen sich die Hoffnungen erfüllen, die bei der Eröffnung ausgesprochen wurden, zum Wohle der Schuljugend und der sporttreibenden Gemeinde."
Anzumerken ist dazu noch, dass die sporttreibenden Vereine schon längere Zeit mit Pfarrer Maier, der hier "ernste Worte" sprach, im Streit lagen. Er hatte, um die kirchliche Jugendarbeit attraktiver zu gestalten, vor 1926 in Fridingen im männlichen Jugendverein die "Deutsche Jugendkraft" (DJK) gegründet und ließ die Jugend auch Fußball spielen und Ringen, was der Turnverein natürlich als unerlaubte Konkurrenz verstand und dementsprechend verurteilte. Eine Linde, die zum Bau der Turnhalle weichen musste, ging in den Besitz der Uhrenfabrik Mühlheim über. Dafür musste diese eine Uhr im Mindestwert von 25 Mark in die Turnhalle liefern. Die Turnhalle erlebte im Lauf der Zeit noch einige Veränderungen. Während des Zweiten Weltkrieges war sie ab 1943 beschlagnahmt worden und diente als Getreidelager. Erst ab 1949 konnte sie wieder zum Turnen benutzt werden. Bereits 1959 erfolgte der Umbau zur Turn- und Festhalle. Die feierliche Einweihung der vergrößerten Halle fand am 21. November 1959 statt. Über 20 Jahre lang wurde sie dann zum Schul- und Vereinssport und für kirchliche und kulturelle Veranstaltungen der Stadt und der Vereine genutzt. Am 27. Mai 1980 fand die letzte öffentliche Veranstaltung in der Halle statt, daraufhin wurde sie geschlossen und umgebaut. Zum 100. Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr Fridingen erfolgte am 4. Juni 1982 die Einweihung des Gebäudes in seiner neuen Funktion als Feuerwehrmagazin und DRK-Rettungswache.
Mit einer Mischung aus Neid und Bewunderung blickten die Fridinger Turner bei den großen Turnfesten auf die stolzen Fahnenabordnungen anderer Turnvereine. Der Wunsch nach einem gemeinsamen Identifikationsmerkmal wurde im Verein immer lauter, wurde aber aus finanziellen Gründen immer wieder zurückgestellt. Schon in Protokollen aus den Jahren 1906 und 1914 wird von einer Fahnenkasse berichtet. Aber immer wieder zwang das Finanzierungsproblem den Verein, die Anschaffung einer Fahne zurückzustellen. Erst 1930 wurde der Traum wahr.
Bei der Generalversammlung im "Bären" stimmten 44 Anwesende für den Kauf der Fahne, zur Finanzierung soll eine Haussammlung durchgeführt werden. Zur Gestaltung der Fahne beschloss der Ausschuss am 25. Januar 1930, dass auf der Vorderseite ein Bild des "Bronner Schlösschen" zu sehen sein soll. So konnte sich der TV 05 Fridingen zu seinem 25. Geburtstag die Fahne zum Geschenk machen. Darüber informiert der "Gränzbote": "Fridingen, 10. Juni 1930. Eine Doppelfeier konnte der Turnverein Fridingen an den Pfingsttagen begehen. Galt es doch, das 25-jährige Bestehen des Vereins, verbunden mit Fahnenweihe, zu feiern. Den Auftakt hierzu bildete das Festbankett am Pfingstsonntag. Ein Abend zu Ehren der Gründer des Vereins. Vom Gauausschuss waren anwesend: Gauvorstand Genter, Gauoberturnwart Aiple, Gauringwart Spreng und Bezirksturnwart Brodbeck. In der Begrüßungsansprache verstand es Vorstand Josef Schnell, den zahlreich erschienenen Festgästen, ein Bild von der geleisteten Aufbauarbeit innerhalb des Vereins zu geben. Die 25-jährige Vereinsgeschichte wurde von Turnfreund Oberlehrer Neßler in anschaulicher Weise dargestellt. An 24 Gründer wurde für 25-jährige treue Mitarbeit im Dienste der Turnsache der Vereinsehrenbrief überreicht. In mustergültiger Weise führten der Patenverein Mühlheim und der festgebende Verein turnerische Aufführungen vor. Angenehm ergänzt war das Programm durch die Mitwirkung der Musikkapelle Fridingen sowie des Gesangvereins Liederkranz Fridingen. Gemeinsamer Kirchgang, Festgottesdienst mit Weihe der Fahne, leiteten am Pfingstmontag das Fest ein. Inzwischen faden sich auch zahlreiche auswärtige Nachbarvereine ein und belebten den festlich geschmückten Ort. Ein stattlicher Festumzug bewegte sich durch die Straßen des Orts, umsäumt von einer zahlreichen Zuschauermenge. Vor der Kirche machte der Zug halt, um dort der toten Turnbrüder, die allzu früh scheiden mussten, zu gedenken. In meisterlicher Weise verstand es Turnfreund Zeichenlehrer Bucher, in markanten Worten den Toten für ihre einst dem Verein und Vaterland geleistete Arbeit zu danken und legte als Dankesbezeugung einen Kranz in den Turnerfarben nieder.
Auf dem ideal gelegenen Festplatz entfaltete sich bald ein reges, turnbrüderliches Leben. Nach der Begrüßungsansprache des Vorstands Josef Schnell folgte die Festrede des Festpräsidenten, Herrn Stadtschultheiß Eberle, der die Willkommensgrüße der Gemeindeverwaltung überbrachte und von der Notwendigkeit eines turnerisch und sportlich gestählten Volktums sprach. Nach einem feinsinnig vorgetragenen Prolog der Festdamen erfolgte die Enthüllung und Übergabe der prächtigen Fahne. Vorstand Ellmann vom Patenverein Mühlheim überreichte als Patengeschenk einen Fahnennagel. Die Grüße des Gaues überbrachte Gauvorstand Genter, darauf hinweisend, der Verein möge auch unter der neuen Fahne in alter Treue der edlen Turnsache dienen. Das Frauenturnen in seiner Eigenart wurde von Turnerinnen der Turnvereine Rietheim und Neuhausen demonstriert, während die Turner allgemeine Freiübungen und Kürturnen vorführten. In anerkennenswerter Weise haben sich die Gesangsvereine Harmonie Mühlheim und Liederkranz Fridingen in den Dienst der guten Sache gestellt und durch prächtige Männerchöre für angenehme Abwechslung des Programms gesorgt.
Der glänzende Verlauf der Veranstaltung hat gezeigt, dass der Turnverein Fridingen ein aufwärtsstrebender Verein im Oberen Schwarzwaldturngau ist. Möge er unter seiner neuen Fahne weiter wirken unter dem Turnwahlspruch: Frisch, Fromm, Fröhlich, Frei!"
Die Fahne wurde von der Firma Arnold in Coburg nach dem Entwurf des aus Fridingen stammenden Zeichners Xaver Bucher gefertigt und kostete 520 Mark. Sie wurde voll über Spenden finanziert. Die Fahnenweihe ergab einen Reingewinn von 800 Mark, der interessanterweise für die Anschaffung von Geräten in die neue Turnhalle verwendet wurde.
Das Jahr 1930 bot Fridingen noch ein weiteres sportliches Großereignis: Das Bezirks-Zöglings- Wettturnen am 7. September, an dem über 260 Jungturner teilnahmen.
Unter anderem in der Generalversammlung am 10. Februar 1951 kamen wieder einmal der tiefverwurzelte alte Zwiespalt und die großen Gegensätze zwischen Turnern und Fußballspielern, zwischen jungen und alten Sportlern zum Ausbruch. Auch das Protokoll von der Halbjahresversammlung am 2. Juni 1951 berichtet: "Stefan Hamma kam dann noch auf die Zwiespältigkeiten im Verein zu sprechen, was leicht zu längeren und heftigen Ausführungen geführt hätte, wenn Alfons Bucher dieses Thema für den heutigen Abend nicht abgelehnt hätte." Schriftführer Konrad Rudolf schloss seinen Bericht: "Das Thema ließ sich nicht mehr niederschlagen, weshalb der Vorstand die Versammlung, die ihren ursprünglichen Zweck erfüllt hatte, schloss."
Schwierig war die Generalversammlung am 10. Januar 1953. Erst nach langem Hin und Her fand sich für den zurückgetretenen Vorstand Karl Weiß in August Heni (Uhrmacher) ein Nachfolger, Stellvertreter wurde Moritz Sattler. Willi Maier, Trainer der Sparte Fußball, forderte nun für die Sparte Fußball eine eigene Kassenführung, was laut Protokoll zu heftigen Diskussionen führte: "Konrad Rudolf nimmt gegen diesen Antrag Stellung, unterstützt von verschiedenen Mitgliedern. Dieser Punkt wird für eine außerordentliche Generalversammlung vertagt." In einer Sonderausschusssitzung am 15. Januar 1953 legte Willi Maier seine Forderung nochmals dar: "Er wolle nicht zwei Kassen, sondern nur, dass die Sparte Fußball über ihre Einnahmen frei verfügen könne. Das wäre praktisch nur ein Akt der Gerechtigkeit. Die Fußballer bezahlen ihren Beitrag und genügen damit ihrer Pflicht dem Verein gegenüber. Die Sparte bekäme eine größere Selbständigkeit und würde dadurch leistungsfähiger. Es entspann sich eine längere Debatte, in deren Verlaufe Meinung gegen Meinung stand. Die Anhänger der Sparte Turnen sind gegen diesen Antrag. Alle waren jedoch der Meinung, dass der Verein nicht auseinandergerissen werden darf, sondern man müsse mehr zusammenhalten. Jedenfalls gab es keine Einigung."
Ein reibungsloses Vereinsleben war nicht mehr möglich. Es waren aber wohl nicht nur die sportlichen Unterschiede und das liebe Geld, was in dem "zwangsvereinigten" SV immer wieder und immer mehr zu Spannungen führte. Es gab auch unter den Mitgliedern Spannungen. Im TV 05 Fridingen waren überwiegend, bis auf wenige Ausnahmen, Traditionalisten, Bürger, Handwerker, Landwirte, Selbständige, meist Zentrumsmitglieder und Nationaldemokraten Mitglied, dazu um Josef Schnell ein paar Sozialdemokraten. Im 1926 gegründeten Athleten- oder Kraftsportverein waren eher linksgerichtete lohnabhängige Arbeiter Mitglied. Ein großer Teil verdiente sein Brot in Tuttlingen und brachte von dort ganz andere Ansichten und Gesinnungen mit. Auch diese ideologischen Unterschiede verhinderten wohl das Zusammenwachsen zu einem einheitlichen, geschlossenen Verein. Desweiteren war ein großer Teil der Mitglieder seit der Trennung 1926 untereinander zerstritten. Danach ging es fast Schlag auf Schlag. In einer weiteren Sondersitzung am 22. Januar 1953 wurde bekannt, dass Kassierer Rudolf Pfaff sein Amt niedergelegt hatte. Die Turner waren immer noch gegen Maiers Antrag. Es brodelte. Gegen eindringliches Bitten aller Seiten legte nun auch August Heni das Amt des ersten Vorsitzenden nieder: "... unter solchen Umständen, wie sie von Maier angestrebt würden. Er sprach sich für eine Trennung der beiden Sparten Fußball und Turnen aus. Dagegen sprach Maier, weil doch die Sparte Fußball der eigentliche Verein sei. Es gab ein Hin und Her. August Heni machte noch den Vorschlag einer befristeten Trennung. Auch das wurde verworfen. Maier forderte, man müsse den alten Turnergeist endlich fallen lassen, er sei überholt." In dieser dramatischen Sitzung wurde unter anderem beschlossen:
Konrad Rudolf als seitheriger Schriftführer berief diese Versammlung ein und eröffnete sie. Da kein Vorstand existierte, wurde die Leitung der Versammlung den Ehrenmitgliedern Eduard Epple, Johann Georg Hermann und Alfons Bucher übertragen. Mit 52 Stimmen wurde Eduard Epple zum Vorstand gewählt, Moritz Sattler zum Stellvertreter. Das Protokoll der Ausschusssitzung vom 14. März 1953 berichtet, dass Willi Maier seinen Antrag erneut darlegte: "Maier sprach nochmals ausführlich über seinen derzeitigen Vorschlag und betonte, er wolle für die Sparte Fußball keine Machtposition schaffen, sondern er wolle durch die finanzielle Selbständigkeit aus der Sparte Fußball etwas machen." Konrad Rudolf schlug vor, für ein Jahr probeweise auf den Antrag Maiers einzugehen. Beschluss: Die Erträge aus Fußballspielen gehen zu 100% in die Kasse. Der Kassier behält 4% Umsatzsteuer und gibt die restlichen 96% an die Sparte Fußball zurück. Aber auch dies löste das Problem nicht. Die großen Unstimmigkeiten zwischen Turnern und Fußballern waren auch in der Ausschusssitzung vom 3. Juli 1953 im Scharfeck spürbar: "Zwischendurch kam Willi Maier auf die Zusammenarbeit der Sparten Turnen und Fußball zu sprechen und bemängelte die Nicht-Zusammenarbeit. Hier wurde er unterstützt von Konrad Rudolf und zwar dahingehend, dass es keine Zusammenarbeit sei, wenn die Sparte Fußball am 4. und 5. Juli 1953 ein Jubiläum feiere, Preise sammle, einen Festzug veranstalte und von der ganzen Vorstandschaft wisse niemand etwas. Dies gab natürlich eine der üblichen Auseinandersetzungen, in welcher sich Willi Maier als Trainer ziemlich nichts wissend stellte. Das Ausschussmitglied Josef Hermann von der Sparte Fußball war überrascht, dass er hören musste, dass der Vorstand und kein Ausschussmitglied hierüber etwas weiß."
Dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden Sparten damit endgültig zu Ende war, ist leicht zwischen den Zeilen des Protokollbuches zu lesen. Und dann gab es auch noch Probleme mit der Stadt und dem Finanzamt, denn die Sparte Fußball hatte bei ihrem Fest in der Turnhalle Schankbetrieb und Tanz gehabt, ohne die erforderlichen Genehmigungen einzuholen. Hatte man bisher noch versucht, einigermaßen korrekt miteinander umzugehen und den Verein zu erhalten, wurde der Ton nun entschieden schärfer. Der Ausschuss teilte der Sparte Fußball am 7. Juli 1953 unter anderem mit: Der Sparte Fußball wird anheim gestellt, entweder Sportler in den Ausschuss zu schicken, die an einer friedlichen Zusammenarbeit mit dem Sportverein in seiner Gesamtheit interessiert sind oder aber sich zu überlegen, unter den jetzt verantwortlichen Sportlern sich selbständig zu machen. Falls die Richtung innerhalb der Sparte Fußball sich nicht ändern sollte, ist der Sportverein an einem Fortbestehen der Sparte Fußball innerhalb des Sportvereines nicht mehr interessiert. Letzteres ist nicht die Ansicht von einigen Ausschussmitgliedern, sondern die eines großen Teiles der Mitgliedschaft, besonders älterer Leute." Ein letzter Versuch, den Sportverein zu erhalten und dem ewigen Zank ein Ende zu machen, wurde in der Generalversammlung am 24. Januar 1954 in der Krone gemacht. Protokollführer Johannes Höfler hält fest: "Bei dem Punkt Aussprache, welche ausschließlich von dem Gedanken Trennung des Vereins oder weitere Zusammenarbeit, jedoch auf anderer Basis, getragen wurde, kam die Versammlung zu dem Entschluss, den Verein weiter zusammenzuhalten mit gleichen Rechten und Pflichten für sämtliche Sparten. Von der Versammlung erfolgte der Aufruf, neue Leute in den Ausschuss zu wählen, um die Kluft zwischen Fußball und Turnen zu schließen." Man versuchte nun mit neutralen Mitgliedern aus der jungen Sparte Ski zu retten, was zu retten ist. Gewählt wurden zum ersten Vorstand Viktor Heni, zum Stellvertreter Reinhold Braun.
Mit dem Erlass einer neuen Satzung schlug sich die außerordentliche Generalversammlung am 8. Mai 1954 herum. Kritischster Punkt war der zukünftige Vereinsname: Sportverein Fridingen oder Turn- und Sportverein Fridingen. 15 der anwesenden 25 Mitglieder votierten für den bisherigen Namen Sportverein Fridingen. Aber auch das konnte den Verein nicht retten. Nach weiteren Schwierigkeiten legte Vorstand Viktor Heni sein Amt in der Ausschusssitzung am 7. Oktober 1954 nieder, da er einsehen musste, dass auch er keine Einheit mehr herstellen konnte. Jetzt war der Verein in einer prekären Lage: Der erste Vorstand hatte abgedankt, der zweite war weggezogen und zwei Ausschussmitglieder waren nicht mehr tätig. Die übrigen Ausschussmitglieder kamen nun überein, den Sportverein aufzulösen und neue Vereine zu gründen. Alfons Bucher und Konrad Rudolf als Vertreter der Sparte Turnen und Karl Weiß und Eugen Schiele als Delegierte der Sparte Fußball beschlossen in der letzten gemeinsamen Sitzung am 13. Oktober 1954 unter anderem:
Damit war eine unproduktive Phase zweier unfreiwillig vereinigter Vereinsgeschichten beendet. Jeder für sich konnte sich nun freier und gesund entwickeln. Die "Fußballer" gründeten am 20. November 1954 im "Bären" den "Sportverein Fridingen". Die Turner trafen sich bereits am 6. November 1954 im "Scharf Eck" zu einer Aussprache. Konrad Rudolf warb dafür, Tradition und Wirken des Vereins von 1905 fortzusetzen. Einstimmig beschlossen die Anwesenden, den "Turnverein 1905" neu zu gründen. Die weitere Versammlung leitete Ehrenmitglied Josef Schnell, der an die viele Arbeit erinnerte, die seit 1905 in den Turnverein investiert wurde, dies dürfe nicht umsonst sein. Unter der Leitung von Josef Schnell fanden die Wahlen statt. Mit großer Mehrheit wurde das Amt des ersten Vorsitzenden Konrad Rudolf anvertraut, der es 21 Jahre lang zum Besten des Vereins ausführte.
Noch können wir es alle nicht fassen, dass Sepp Hipp nicht mehr unter uns weilt. Sein plötzlicher Tod am vergangenen Dienstag, kurz nachdem er noch am selben Abend in der Halle mit Gewichten trainiert hatte, wobei ihm schlecht wurde und ein Arzt ihm eine Spritze gab, kam völlig überraschend. Für uns war der stämmige Sepp der Inbegriff von strotzender Kraft, Lebensfreude und Gesundheit. Selten war ein Athlet bei seinen Kameraden so beliebt wie Sepp Hipp, der immer zu Späßen aufgelegt war und durch seine urwüchsige Art, seinen ungekünstelten Lebensstil, seine gesunde Einstellung zum Leistungssport, durch seine Kameradschaft und sprichwörtliche Bärenruhe überall nur Freunde besaß.
Kurz vor Vollendung seines 32. Lebensjahres schlug der Tod zu. Die Leichtathleten und alle Sportkameraden trauern um einen großen Sportsmann, der sechsmal eine Deutsche Meisterschaft errang und als König der Athleten im schwersten Wettbewerb aller leichtathletischen Disziplinen, bei den Olympischen Spielen 1952 in Helsinki, einen ehrenvollen 5. Platz belegt hat. Unser tiefstes Mitgefühl gilt seiner jungen Frau und seinem erst 1-jährigen Töchterchen. Wir werden Sepp Hipp als sympathischen Menschen und fairen Sportsmann immer in unserer Erinnerung behalten.
Sepp Hipp wurde am 13. Februar 1927 als Sohn einer sehr sportfreudigen Turnerfamilie im südwürttembergischen Städtchen Fridingen bei Tuttlingen an der Donau geboren. Der stämmige Junge kam schon früh in seiner Jugend mit dem Sport in Berührung und begann als Turner seine Laufbahn, spielte dann mit Begeisterung Fußball und Handball in Fridingen, ehe er als knapp 17-jähriger 1944 zur Marine eingezogen wurde. In der ostpreußischen Hafenstadt Pillau diente er im Kriege bei einer Schnellbootflotte, kam gegen Kriegsende zwangsläufig zur Infanterie und wurde dann in der Ardennen-Offensive von den Amerikanern gefangen genommen. Bis zum März 1946 machte er die entbehrungsreiche Kriegsgefangenschaft in Belgien, Frankreich und Gießen mit, doch widerstand er dieser schweren Zeit auf Grund seiner robusten Gesundheit ohne Schaden. Wieder in der Heimat eingetroffen, zog er gleich die geliebten Fußballschuhe wieder an und bald war er in Südwürttemberg als Stopper des Kreisklassenvereines Fridingen ebenso gefürchtet wie geachtet. Seine Riesenabschläge und seine ihm angeborene Härte waren damals sprichwörtlich. Durch Zufall startete er 1947 bei einem internen Leichtathletiksportfest, stieß die Kugel auf Anhieb über 13 Meter und schleuderte den Diskus um 40 Meter herum. Er fand Gefallen an diesen Disziplinen, doch sein Talent kam erst voll zur Reife, als er von seinem späteren Betreuer Wilhelm Jäger geschult wurde. Jäger holte ihn zu sich in sein Heim nach Balingen, verschaffte ihm als Mechaniker eine fundierte berufliche Position und schliff fortan den wertvollen Edelstein von Jahr zu Jahr.
Zunächst wollte der fast 2 Zentner schwere Athlet von fast allen leichtathletischen Übungen und einem geregelten Training wenig wissen und noch immer hing er am Fußball und verstärkte seine Elf in Fridingen. Kraft, Schnelligkeit, das waren seine Trümpfe und so nimmt es nicht wunder, dass er in Zeit famose Leistungen erzielte. Auf Anhieb wurde er 1948 in Hamburg vierter der Deutschen Zehnkampfmeisterschaften. 1949 war er schon Vizemeister und errang 1950 gleich drei Deutsche Meisterschaften. Seine erste in Stuttgart mit einem Diskuswurf von 45,95 Metern, danach noch im Fünfkampf und Zehnkampf. Im Zehnkampf schaffte er die weltklasse Punktzahl von 7074. Das rief zahlreiche Einkäufer auf den Plan, die den schwäbischen Hünen gerne als Mitglied ihres Vereins in gar mancher Großstadt Deutschlands gesehen hätten. Aber der bodenständige und sehr konservativ eingestellte Sepp Hipp hielt der TSG Balingen die Treue. Für ihn gab es keinen Grund, aus der Heimat wegzuziehen; denn hier in Balingen besaß er nicht nur die Sympathien der ganzen Stadt, seiner Arbeits- und Sportkameraden, sondern er fand auch gute Trainingsbedingungen vor. Er brachte den Stein ins Rollen, dass Balingen ein schmuckes Stadion erhielt, in dem 1951 sogar die Süddeutschen Leichtathletikmeisterschaften, nicht zuletzt zu Ehren von Sepp Hipp, veranstaltet wurden.
Sepp Hipp war Kraft seines guten Bewegungsgefühls im Zehnkampf zu höchsten Leistungen berufen, aber ständige Verletzungen warfen ihn immer wieder zurück, so auch 1951 und besonders 1953. Höhepunkt seiner großartigen sportlichen Karriere war wohl die Teilnahme an den Olympischen Spielen 1952 in Helsinki, dem einzigen Jahr, in dem er nicht ernstlich verletzt gewesen war. Noch heute sehen wir den Athleten mit dem überdimensionalen Brustkorb, den mächtigen Oberschenkeln und seinen kraftstrotzenden Armen wie ein Löwe im Olympiastadion zu Helsinki kämpfen. Er übertraf sich selbst und schaffte den 5. Platz hinter drei Amerikanern und einem Russen. Alles, was er hatte an Willen und Energie, legte er in den für den gewaltigen Mann so plagenswerten 1500-Meter-Lauf hinein. Helsinki war seine größte kämpferische Leistung. 1953 machte ihm eine Beinverletzung zu schaffen und nur dem resoluten Eingreifen des Freiburger Professors Dr. Reindell war es zu verdanken, dass sein Bein nicht amputiert werden musste. Während das Knie wochenlang eingegipst war, gerann im Knie das Blut, so dass nur eine Operation in letzter Stunde größeres Unheil verhüten konnte. Die Träume von künftigen Zehnkämpfen waren aber für immer ausgeträumt. Er konnte mit seinem Bein kaum noch richtig und vor allem kraftvoll springen. Dabei war Sepp Hipp gerade im Sprung auf dem besten Wege, außergewöhnliche Leistungen zu vollbringen. So sprang er im Stabhochsprung trotz seiner 200 Pfund Gewicht über 3,80 Meter (!), erzielte im Weitsprung 7,20 Meter und lief 100 Meter in 11,0 Sekunden. Kugel und Diskus wurden fortan sein Metier, und er errang auch 1953 die Meisterschaft im Kugelstoßen.
In späteren Jahren, als er in der Gastwirtschaft "Lamm" seiner Schwiegereltern tüchtig aushelfen musste und darüber hinaus in der weltbekannten Waagenfabrik Bizerba beruflich tätig war, blieb ihm für ein geregeltes Leistungstraining nur noch wenig Zeit. "Aber ganz kann ich es nicht lassen, ich muss dabei sein, bei meinen Kameraden", sagte er einmal zu uns, und schleuderte Jahr für Jahr den Diskus an die 50 Meter und stieß die Kugel über 15 Meter. Sein letzter großer Triumph war der Überraschungssieg bei den Süddeutschen Meisterschaften in Sankt Georgen, als er im Diskuswerfen fast die gesamte deutsche Spitzenklasse schlug.
Mit ihm verliert die TSG Balingen, die immer gute Leichtathleten hervorgebracht hat, wie zum Beispiel Hipps Trainingskameraden Dr. Schmid oder den Speerwerfer Jaggy, ihren besten und treuesten Athleten. Wie oft war er mit seinen Klubkameraden hinaus auf die Jagd gezogen, um Wildschweine zu erlegen. Wie oft spielte er auf Reisen mit ihnen einen zünftigen Skat oder teilte mit ihnen seine obligatorischen "Kalorienpakete". Der tüchtige Esser Sepp hatte stets in seinem Reisegepäck Butter, Eier, Speck, Schinken und rückte einmal zu einer Zehnkampfmeisterschaft mit 50 frischen Eiern an. Er mit seinem Mutterwitz richtete seine Kameraden bei Enttäuschungen immer wieder auf, weil er die richtige Einstellung zum Sport besaß und nicht alles von der "ernsten" Seite auffasste. Gerade das machte ihn so beliebt. Sein großer Wunsch, als Zuschauer den Olympischen Spielen 1960 in Rom beizuwohnen, geht nicht mehr in Erfüllung. Er starb am 20. Januar 1959 um 22:45 Uhr in seinem Heim, als er ein Fenster öffnen wollte. Am Freitagnachmittag nahm die Bevölkerung Balingens, die Sportler der TSG und zahlreiche Trauernde aus Nah und Fern Abschied von Sepp Hipp. Am Grabe würdigte Amtsgerichtsrat Eiche im Auftrag des Württembergischen Leichtathletikverbandes den Verstorbenen als einen hervorragenden Sportsmann, einen guten Kameraden und ein Vorbild der Jugend. Oberpostrat Jetter sprach Dankesworte des Deutschen Leichtathletikverbandes. Ihm schloss sich der bekannte Hammerwerfer Wolf aus Karlsruhe an, der sich als ehemaliger Mannschaftsführer der deutschen Olympiamannschaft 1952 in Helsinki Sepp Hipp besonders verbunden fühlte und letzte Grüße des Badischen Leichtathletikverbandes überbrachte. Auch ein Vertreter des Bayerischen Leichtathletikverbandes sowie der Speerwerfer Sick von den Stuttgarter Kickers, Herbert Wink von der TG Schwenningen und ein Vertreter der Feuerbacher Leichtathleten legten Kränze nieder.